Hitler und die Finnen (II)
Mein Grossvater war von den hiesigen Möchtegern-Nazis in den dreissiger Jahren mehrmals bedroht worden. Die "Möchtegern-Nazis" waren Mitglieder oder Sympathisanten der Lapua-Bewegung, die eigentlich strikt verstanden keine faschistische Bewegung war. In der Tat ähnelte sie eher den klerikalkonservativen antidemokratischen Bewegungen der katholischen Länder, die oft - aber nicht überall - mit den Nazis kollaborierten, die aber unbedingt von den eigentlichen Faschisten zu trennen sind. Der Faschismus ist eine moderne, revolutionäre Ideologie, die auf die Umwertung aller Werte hinausläuft, der aber den beklommenen Konservatismus der von der Moderne erschreckten gesellschaftlichen Gruppen ausnützt, um an die Macht zu gelangen. Die faschistische Umwertung ist aber echten Konservativen ebenso zuwider wie die von der Linken angestrebte, und zum Beispiel in Österreich wurde es schliesslich zu einer Auseinandersetzung zwischen Hitlers modernem Totalitarismus und der Dollfuss'schen Reaktion, die nicht nur gegen die marxistische, sondern auch die nazistische Revolution reaktionär vorging. Die finnischen "Lapuaner", wenn es mier erlaubt ist, so ein deutsches Wort ad hoc einzuführen, waren im Prinzip nur antikommunistisch gesinnt, obwohl sie durch kontinuierliche Radikalisierung sich schliesslich auch zu einer antidemokratischen Bewegung entwickelten - die ursprüngliche Anregung aber war der Antikommunismus, nicht der Antidemokratismus.
Folglich war Opa kein Nazi. In der Tat stand er der konservativen Kokoomus-Partei äusserst argwöhnisch gegenüber und verdächtigte sie noch in den siebziger Jahren neonazistischer Tendenzen. Er trat auch im Prinzip für die "finnlandisierte" Ostpolitik Kekkonens ein, da er nicht blind auf den rein wirtschaftlichen Nutzen gutnachbarlicher Verhältnisse mit der Sowjetunion war.
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